Saturn Palais befindet sich in Czeladź, Dehnelów Straße 2. Es ist ein imposantes neoklassizistisches Gebäude, das zurzeit ein Konferenzzentrum, mehrere Luxusappartements, ein Geschäftszentrum und Römische Thermen – den Tempel der Gesundheit und Energie – die einzigartige Wellnessanlage mit Saunas, Bädern und Pools beherbergt.
Besondere Aufmerksamkeit zieht auf sich der prächtige Portikus. Das auf vier ionische Halbsäulen stützende Tympanon ziert das Symbol des Bergwerks – der Planet Saturn. Über dem halbrunden Balkon befindet sich eine große Uhr mit Figuren der Bergleute. Im Bogen über dem Fenster ist ein Schild mit dem stilisierten Buchstaben ‘S’ zu sehen. Das Gebäude wurde um 1910 errichtet und war ursprünglich viel kleiner als heute (der Umbau fand in den Jahren 1922 – 1923 statt). In den 1930er schrieb Marian Kantor-Mirski, dass es „in ganz Zagłębie kein zweites Palais von gleicher Pracht” gab. In der Tat kann dieses nach einem sehr originellen Entwurf errichtete Gebäude auch heute noch manchen Betrachter beeindrucken. Das Palais ist von einem Park umgeben, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts nach dem Entwurf von S. Cielichowski angelegt wurde. Der Park ist 1 ha groß. Die ursprünglichen Parkwege verwischten sich im Laufe der Jahrzehnte und ein Großteil der Grünanlage wurde zerstört.
Dank Bemühungen des aktuellen Besitzers bekam das Palais seinen alten Glanz zurück. Die historische Fassade wurde saniert und beleuchtet. Zum besonderen Charakter des Gebäudes trägt auch der stilvolle Brunnen bei, der vor dem Haupteingang aufgestellt wurde. Der Eingang selbst wird von zwei Löwen überwacht, die sich an das symbolische ‚S‘ lehnen. Auch der neue Parkplatz und die gepflasterte Auffahrt wurden einheitlich in die historische Anlage hineingepasst.
Im Gebäude befand sich einst das Büro des Vereins „Saturn“ und später der Direktionssitz des Kohlebergwerks „Saturn”, das am 26. Januar 1869 gegründet wurde, nachdem die russische Regierung das kirchliche Gut an den Warschauer Rechtsanwalt Ludwik Kozłowski verkauft hatte.
Um 1872 begann Kozłowski, auf seinem Gut nach Steinkohle zu suchen. Mittels Bohrungen gelang es ihm, 122 Meter tief auf Kohlelagerstätten zu stoßen. Doch bereits 2 Jahre später verkaufte er das Gut an den Fürsten zu Hohenlohe-Oehringen. Dieser setzte die Suche nach Kohle fort und gelangte um 1880 zu Lagerstätten, die noch reicher an Kohle waren. 1887 wurde 150 Meter unter der Erde mit dem Kohleabbau begonnen. Im ersten Jahr der Tätigkeit wurden 2,6 Tsd. Tonnen Kohle abgebaut. In den Folgejahren stiegen die Abbaumengen in raschem Tempo, so dass man 1898 bereits 400 Tsd. Tonnen Kohle förderte. Das Bergwerk wurde mit Pumpen und Aufzugsmaschinen mit Dampfantrieb ausgestattet. Damals waren bei dem Bergwerk 1.160 Arbeiter beschäftigt, darunter 887 als Bergleute.
Am 1. April 1899 verkaufte der Fürst zu Hohenlohe-Oehringen sein Bergwerk an den Bergbau- und Industrieverein „Saturn“, der von Industriellen aus Łódź: Karol, Emil und Anna Scheibler, Alfred Biedermann, Julian Heinzl, Julian Kunitzer, Edward Herbst und Stanisław Reicher aus Sosnowiec gegründet wurde. Ihre Investition war damit verbunden, dass die Besitzer der größten Textilbetriebe in Łódź über ihre eigene Treibstoffquelle verfügen wollten, um sich auf diese Art und Weise vor Preiserhöhungen vonseiten der Bergbauindustriellen aus Zagłębie zu schützen. Der Verein „Saturn“, dessen Anteilhaber polonisierte Industrielle deutscher Herkunft waren, gehörte zu wenigen Unternehmen in Zagłębie mit dem einheimischen Kapital. Der Verwaltungssitz befand sich zunächst in Łódź und wurde erst 1906 nach Czeladź verlegt. Der erste Direktor des Vereins war hervorragender Ingenieur Hieronim Kondratowicz. 1906 trat er von seinem Posten zurück und wurde zum Verwaltungsrat von "Saturn" berufen. Seine Stelle übernahm Alfons Surzycki und als technischen Leiter wählte man den bisherigen Hauptingenieur Brzostowski. Das Unternehmen prosperierte und erzielte bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs hohe Gewinne.